10.5.2015 Glückliche Melancholie

Glückliche Melancholie – geht das?

Ja, auch wer keinen religiösen Glauben hat, geht eher selten in eine Kirche, wenn man es dennoch tut, dann hat es einen Grund und den hatten wir. Als wir von Dagmar Marth die Einladung zu einem Sonntagnachmittag Konzert am 10.5.2015 erhielten waren wir neugierig.

Orgel der Heilig-Kreuz-KircheEinige Mitstreiter unserer Gruppe trafen sich in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg und waren gespannt, was für ein musikalisches Intermezzo uns zwischen Frau Dagmar Marth und Herrn Sonny Thet erwarten würde. Die Kirche wurde 1885-1889 im neugotischen Baustil erbaut und im 2. Weltkrieg zerstört. 1952- 1959 wurde sie in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Seit ihrer Sanierung im Jahre 1995 ist eine kirchliche und weltliche Nutzung möglich. Witzig ist, dass es in der Kirche ein kleines Café gab, in dem sich jeder auch leckeren Kuchen schmecken lassen kann.

Als Sonny Thet auf seinem Cello zu spielen begann, breitete sich in der Kirche ein wohliges, entspannendes Gefühl aus. Die Musik bewegte sich zwischen Klassik, Jazz und Rock, was sich in seinem Spiel ausdrucksvoll wiederspiegelte.

Dagmar ist Sprecherin und spricht Gedichte und Balladen an diesem Abend mit Musikant Poesie. Es wechselten Musikstücke und Gedicht Interpretationen ab und ich glaube, es gab niemanden ohne Gänsehaut.

Hier haben sich zwei Menschen mit einem großen Kunstinteresse gesucht und gefunden. Beide sind grundverschieden, und dennoch zueinander passend. Ich habe noch nie jemanden mit einer so wohlklingenden Stimme Gedichte lesen gehört wie von Dagmar Marth und wann bekommt man die Texte auch noch vorgelesen? Einige Gedichte kannte jeder aus seiner Schulzeit und konnte vielleicht ein paar Zeilen leise mitsprechen. Die Poesie reichte von Kurt Tucholsky, Theodor Fontane, Christian Morgenstern über Berthold Brecht, Rainer Maria Rilke usw.

Zum Abschied begleitete Sonny Thet sie fast liebevoll auf dem Cello, leise zu „ Der Mond ist aufgegangen“.

Wer sind diese zwei Künstler?

Sonny Thet kam 1969 aus Kambotscha nach Weimar (DDR) um auf Wunsch des Prinzen Sihamak hier klassische Musik zu studieren. Wegen politischer Umstände ging er nicht mehr in seine Heimat zurück. Er gründete 1971, die in der damaligen DDR bekannte Musikgruppe Bayon. Er spielte Gitarre und Cello und der Umfang seiner Musikrichtungen ist sehr vielseitig. Sonny Thet hat das Vermögen mit seinem Cello tief zu berühren, es war oder ist ein echter Genuss ihm zuzuhören.

Dagmar Marth ist eine 56 jährige Frau, dessen Schicksal es nicht immer gut mit ihr meinte.

Als Diplomsportlehrerin verlor sie mit 27 Jahren bei einem Unfall ihren linken Arm und das linke Bein und das Leben war von einem auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt. Sie hat lange gebraucht, um das Geschehende zu verarbeiten und steht jetzt seit vielen Jahren wieder voll im Leben, bzw. auf der Bühne. Nach ihrem Studium zur Stimm- und Sprachtherapeutin, was ihr jetzt bei den Gedichts- Lesungen zu Gute kommt, begann sie als Botschafterin von MyHandicap Menschen mit Amputationen zu beraten und zu unterstützen. . Sie macht anderen Amputierten wieder   Mut und begleitet sie ein Stück in das neue Leben. Heute arbeitet sie als Peer Counselor im Projekt PiK , „Peers im Krankenhaus“ im Unfallkrankenhaus Berlin- Marzahn . Herr Eckhart von Hirschhausen ist Schirmherr des Projekts.

Sie will ihre Erfahrungen an andere weitergeben und ihnen helfen und Mut machen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und ihre Träume zu Leben.

Ihr Traum ist unter anderem die Bühne, und diesen Traum lebt sie!

Ein Stück Ruhe und Harmonie findet sie für sich, zu der doch sehr emotionalen Arbeit mit den amputierten Menschen, in der Kunst. Als Zuhörer haben mich ihre Stimme und ihre Ausdrucksweise sehr berührt und man merkt ihr schon die professionelle Ausbildung an.

 Als göttliche Weisheit könnte man sagen: Arm und Bein nahm er mir und eine Stimme gab er mir.

Die gemeinsamen Auftritte mit dem wunderbaren Musiker Sonny Thet sind empfehlenswert!

Dagmar Marth hat 2014 eine CD aufgenommen im Auftrag der Carstens-Stiftung, die auch dort erhältlich ist. Sie trägt den Titel „Poesie der Achtsamkeit, mit Texten zum Innehalten und Schmunzeln, zum Verweilen und Erheitern.

Wir werden sicher ihr nächstes Konzert mit Musik und Poesie, mit dem Titel „ Die Poesie des Glücks“ in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin Kreuzberg am 02. Oktober 2015 wieder besuchen.

Warum soll man sich als Behinderter verstecken? Auch ein nicht kompletter Körper hat einen interessanten Geist.

Warum soll man nicht seine Talente und Fähigkeiten einsetzen, um andere Menschen damit zu erfreuen?

Warum trauen es sich so wenige?

                               Habt den Mut und geht an die Öffentlichkeit, lebt Euer Leben.

 

 Wo kann man Sonny Thet und Dagmar Marth buchen? Die Website heißt www.Ich-liebe-Poesie.de, die E-Mail Adresse ist Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

 

 

 

                      

 

 

 

 

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