Bogenschießen
Als wir uns zu diesem Projekt entschlossen hatten, wusste noch keiner von uns, dass es für uns alle eine neue, tolle Erfahrung werden sollte.
Die Anfahrt nach Zossen-Wünsdorf war ok, der letzte Teil des Weges war für alle schon eine Herausforderung. Das Navi zeigte nur noch off Road an, denn wir befanden uns auf einem unbefestigten Schlagloch reichen Waldweg, den eigentlich jeder Autofahrer meidet.
Aber Dank Christines Wegbeschreibung, waren wir schon richtig und trafen trotz der Schwierigkeiten, am 24.7.2017 um 10.00 Uhr alle pünktlich ein. Es waren von uns Fahrgemeinschaften gebildet worden. Unser sportlicher Udo, war die letzten Kilometer vom Bahnhof, auf seinem Drahtesel gekommen.
Alle waren schon nach dem ersten Kaffee gespannt, was heute passieren sollte. Wie bekomme ich das mit meiner Amputation hin, habe ich für diesen Sport, das nötige Standvermögen? Aber alle unsere Sorgen waren total unbegründet.
Zwei Herrn, des hiesigen Bogenschießvereins gaben uns eine gründliche Einweisung in diese Sportart. Wer sich das Schießen nicht im Stehen zutraute, konnte sich dabei auch setzen. Bogenschießen ist eine der ältesten anerkannten Behinderten Sportarten der Welt. Es gibt hierbei einen Wechsel zwischen An und Entspannung der verschiedensten Muskelgruppen, was man sich bei den verschiedensten Krankheitsbildern wünscht. Sei es bei Rollstuhlfahrern, bei Muskelerkrankungen, bei uns Amputierten und sicher noch bei einigen anderen Krankheitsbildern.
Wir wurden in 3er Gruppen eingeteilt und alleine das Anlegen des Arm und Brustschutzes dauert schon einige Zeit. Wobei bei den Damen, die Anatomie hier eine große Rolle spielte.
(Jeder kennt die Amazonen, die Töchter des Kriegsgottes Ares. Diese antiken Kriegerinnen gingen laut einer Sage, sogar soweit und trennten sich die eigene rechte Brust ab. Diese störte beim Speer werfen und Bogen schießen und die Damen wollten den männlichen Kontrahenten in nichts nachstehen.)
Die ersten Probeschüsse gingen natürlich bei einigen daneben. Aber das erweckte den Sportgeist, sich mit den anderen zu messen. Der Spaß kam natürlich dabei auch nicht zu kurz. Es gab für diejenigen, die nicht schossen, die Möglichkeit in der Zwischenzeit Tischtennis zu spielen.
Aber schon die verschiedenen Untergründe, die wir auf dem Gelände vorfanden, waren für alle schon eine kleine Gehschule. Es gab Sand und Schotterwege, sowie befestigte Holzwege. Das sind für alle schon ungewohnte Herausforderungen, die sich ein Amputierter erst mal stellen muss.
Nach einem leckeren Mittagessen gab es eine Preisverleihung und die Möglichkeit sich noch mal außer Wertung an den Bögen zu versuchen.
Einige machten sich mit Nordic Walking Stöcken auf den Weg zum nahe gelegenen See. Sie konnten in Ruhe auf diejenigen warten, die etwas länger für den Weg brauchten.
Es wurde sich um alle gekümmert, auch wenn Christine dazu mal fix einen Klappstuhl organisieren musste, da die Kräfte für den Weg nicht mehr reichten.
Der selbst gebackenen Kuchen und Kaffee krönte zum Abschluss den schönen Tag und alle freuen sich auf die nächste gemeinsame Unternehmung.
Verfasser: Sylvia Wehde