Unser Ausflug zur OT-World Leipzig am 17. und 18.05.2018


Bestens vorbereitet durch unsere Gruppensprecher, ausgestattet mit den Eintrittskarten und ein paar guten Tipps – z.B. nicht zu spät einzutreffen, um noch einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs der Messe zu erhalten - starteten Djinan und ich 7:00 Uhr im Morgengrauen, doch durchaus vergnügt Richtung Leipzig. Wir kommen gut voran und treffen kurz nach Neun auf der Messe ein.
Dann stürzen wir uns in einen Tag voller Informationen und guter Gespräche.
Das erste Highlight für mich – ein Elektro Scooter von Mobilis. Fünf Scooter hatte unser Vorstand für zwei Tage reserviert, damit wir besser über die Messe kommen. Großartig, die sind einfach zu bedienen, sehr ausdauernd, schön wendig und gut steuerbar. Ich war begeistert!
Alles war auf der Messe vertreten; z.B. orthopädisches und dennoch schickes Schuhwerk, auch mit pfiffig bedrucktem Leder.

Auch interessante Hilfsmittel gab es zu bestaunen, wie z.B. einen Rollator, den man mit einem Griff in einen Rollstuhl verwandeln kann. Oder einen Knieroller, ein Roller, auf dem man nicht steht, sondern den Unterschenkel auflegt; so kann man nach Operationen am Unterschenkel oder Fuß wieder schneller mobil sein.
Bei ALPS konnte ich anbringen, dass ich Gel-Kniekappe und Gel-Liner großartig finde, aber mir eine kleinere Größe, die leider bisher nicht hergestellt wird, besser passen würde. Man hat mir versprochen, diese Idee aufzunehmen.
Aber, was mich am meisten beeindruckte, sind die Models der Prothesenhersteller. Eine junge Dame, zweifach unterschenkelamputiert, lief völlig perfekt auf Riesenabsätzen, die ich mir selbst vor der Amputation nie zugetraut hätte. Ein junger Mann spielte mit einem Zweibeiner Fußball – dribbelte und trickste so geschickt mit dem Prothesenbein und wäre sicher ein Gewinn für jede Mannschaft.
Hier hatte jeder die Gelegenheit, mit den Models, die die Prothesenfüße trugen, die für einen selbst einmal in Frage kommen könnten, zu sprechen. Jede Frage wurde beantwortet – wie sich der Fuß im Gelände verhält, wie es mit der Energierückgabe funktioniert und welcher Fuß wohl am besten geeignet für das Skifahren ist, wenn man sich keine teure Sportprothese leisten kann. So erfuhr ich bei Endolite von einem ehemaligen Mitglied der Para Olympics- Mannschaft der Skifahrer, dass sich dafür kein Karbonfuß eignet, sondern dass hier der Avalon K2- Fuß mit seinem beweglichen „Fußknöchel“ (Biomimetische Hydraulik-Technologie) aus seiner Profisicht die beste Wahl ist.


Endolite hatte den wohl gastfreundlichsten Stand. Hier fanden sich genug Sitzplätze zum Verschnaufen und Genießen der offerierten Getränke. Zwischendurch gab es wie bei allen anderen Prothesenherstellern Vorführungen der verschiedenen Modelle. Dieser Platz war wirklich eine exzellente Wahl für unser Gruppentreffen, denn wir waren 18 Leute. Da jeder andere Interessen hat, ist es nicht zweckmäßig, gemeinsam über die Messe zu schlendern; darum trafen wir uns dort zu einem ersten Austausch der Eindrücke und einiger Tipps.
Wolfgang erzählte, dass sich am Angebot der Handprothetik nichts Wesentliches verändert hat. Es gibt einige neue interessante Entwicklungen wie die bebionic plus-Hand (mit einer Vielzahl von Sensoren im Schaft), doch sind es vielfach die gleichen Firmen, die dort aktiv und für ihn interessant sind. Ich habe den Eindruck, dass ich viel Handprothetik gesehen habe, aber eben nicht viel Neues und Innovatives, sondern auch viele asiatische Firmen, die auf den europäischen Markt drängen.
Djinan und ich verlassen die Messe am Nachmittag und erfahren, dass man mit einem GdB ab 70 % und einer Gebehinderung hier kostenfrei parken kann.
Ganz in der Nähe beziehen wir unser Zimmer in der Pension Jägerstube. Kleine Ruhepause. Dumpf hört man die Maschinen den Leipziger Flughafen anfliegen, sonst ist es hier eher dörflich ruhig. Am Abend sind wir im Gasthof Hohenheida mit den anderen verabredet. Ein Haus mit Tradition, das schon seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Schmidt ist. Schön ist es hier, anheimelnd alter Stil und die Karte so wie früher: Soljanka, Bauernfrühstück, Jägerschnitzel. Lecker. Auch Mitglieder anderer Amputierten Selbsthilfegruppen treffen wir hier und haben einen sehr vergnüglichen Abend.


Nach einem erholsamen Schlaf und einem perfekten Frühstück in der Pension machten wir uns wieder auf den Weg zur Messe, um unsere Erkenntnisse zur modernen Prothetik noch zu vertiefen.
Sensationell fand ich die Gespräche auf der Messe. Jeder Amputierte sollte sie besuchen, denn nur hier bekommt man so authentische Auskünfte über ein sehr breites Angebot z.B. an Prothesenfüßen. Das gilt sicher genauso für Kniegelenke. Hier hat man die Gelegenheit, ganz spezifisch nach interessanten Angeboten zu suchen, nur leider gibt es diese Möglichkeit nur alle zwei Jahre. Ich habe hier meinen Traumfuß gefunden, den All Pro Fuß von Fillauer – eine Feder, die stark gebogen und fast bis oben gespalten ist. Bei diesem Fuß habe ich das Gefühl, dass er sich toll an die Bodenverhältnisse anpasst und den Fußknöchel gut imitiert. Außerdem federt er stark, daran muss man sich gewöhnen, aber das entlastet den ganzen Körper. Und das freut den Orthopädietechnik- Meister: er wird an den Schaft montiert, das ist ein Vorteil gegenüber dem Cheetah Explore Fuß von Össur, der an den Schaft geklebt wird, so dass spätere Korrekturen nur schwer auszuführen sind. Inzwischen hat meine Krankenkasse die neue Prothese genehmigt, rasend schnell in zwei Tagen – geht doch!

Also auf nach Leipzig vom 12. – 15. Mai 2020. Unbedingt, das ist ein Muss für jeden von uns, der mobil bleiben möchte.

Liebe Sylvia, lieber Frank, lieber Wolfgang, ein ganz herzliches Dankeschön dafür, dass Ihr uns diese großartigen Ausflüge ermöglicht, dass Ihr unentwegt Geldmittel einsammelt, damit wirklich jeder von uns teilhaben kann! Danke für die großartige Organisation, danke für die Zeit, die Ihr aufbringt für unsere Gruppe. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich Euch ein Krönchen aufsetzen und einen Orden verleihen!!!!

Verfasser:

Gruppentreffen 2024

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13.09.2024
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